Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Lösung des Fahrermangels liegt nicht in der Rekrutierung, sondern in der radikalen Maximierung der Produktivität jedes einzelnen Fahrzeugs und Fahrers in Ihrer Flotte.

  • Hyper-Konfiguration von Fahrzeugen für 90 % der profitabelsten Aufträge steigert die Auslastung.
  • KI-gestützte Ausfallprognosen eliminieren ungeplante Stillstände und erhöhen die verfügbare Einsatzzeit.

Empfehlung: Verlagern Sie Ihren strategischen Fokus von der reinen Personalbeschaffung hin zur Optimierung der Anlagenproduktivität Ihrer bestehenden Flotte.

Der Fahrermangel ist für Flottenmanager im Spezialtransport mehr als nur eine statistische Unannehmlichkeit – er ist eine tägliche operative Bremse. Die herkömmlichen Ratschläge sind bekannt: höhere Gehälter, bessere Sozialleistungen, modernere Fahrzeuge. Doch in einem Marktumfeld, das von steigenden Kosten und engen Margen geprägt ist, stoßen diese Lösungsansätze schnell an ihre finanziellen Grenzen. Sie bekämpfen die Symptome, aber nicht die Wurzel des Effizienzproblems, das durch fehlendes Personal offengelegt wird.

Die Branche spricht über Routenoptimierung und Telematik, aber oft nur an der Oberfläche. Es wird über Fahrerschulungen diskutiert, ohne zu definieren, welche Qualifikationen einen echten Mehrwert schaffen. Doch was, wenn der entscheidende Hebel nicht darin liegt, verzweifelt nach mehr Fahrern zu suchen, sondern darin, die Produktivität jedes einzelnen bestehenden Gespanns – Fahrer und Fahrzeug – drastisch zu erhöhen? Wenn die wahre Lösung nicht Personalwachstum, sondern eine Steigerung der Anlagenproduktivität ist?

Dieser Artikel bricht mit den gängigen Ratschlägen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie durch eine datengestützte Hyper-Konfiguration Ihrer Fahrzeuge, die gezielte Befähigung Ihrer Fahrer und den Einsatz von KI-basierter vorausschauender Wartung die Effizienz Ihrer Spezialflotte auf ein neues Niveau heben. Es geht darum, mit den vorhandenen Ressourcen mehr zu erreichen und Ihr Unternehmen so widerstandsfähiger gegen den externen Druck des Arbeitsmarktes zu machen. Wir führen Sie durch die strategischen Schritte, um aus jedem LKW und jedem Fahrer das Maximum an Wertschöpfung herauszuholen.

Die folgenden Abschnitte bieten Ihnen einen detaillierten Fahrplan, um die Effizienz Ihrer Spezialflotte systematisch zu analysieren und zu optimieren. Jeder Bereich beleuchtet einen kritischen Hebel, den Sie sofort in Bewegung setzen können.

Wie konfigurieren Sie einen LKW so, dass er für 90% Ihrer Spezialaufträge passt?

In der Speziallogistik ist die Versuchung groß, Fahrzeuge für jeden denkbaren Einzelfall zu beschaffen – ein „Schweizer Taschenmesser auf Rädern“. Dieser Ansatz führt jedoch oft zu übermotorisierten, zu schweren und letztlich unrentablen LKW, die im Alltag nie ihr volles Potenzial ausschöpfen. Der strategisch klügere Weg ist die Hyper-Konfiguration: die datengestützte Auslegung eines Fahrzeugs, das nicht für 100 % der theoretischen, sondern für 90 % der realen und profitablen Aufträge perfektioniert ist. Das Ziel ist nicht ein Alleskönner, sondern ein hocheffizienter Spezialist für Ihren Kerngeschäftsbereich.

Die Basis dafür ist eine tiefgehende Analyse Ihrer Auftragsdaten. Welche Tonnagen, Volumen, Längen und speziellen Anforderungen (z.B. Ladekräne, Kühlung) machen den Großteil Ihres Umsatzes aus? Indem Sie sich auf dieses Kernsegment konzentrieren, können Sie Chassis, Motorisierung, Achskonfiguration und Aufbau exakt so definieren, dass Nutzlast und Verbrauch optimiert sind. Modulare Wechselsysteme können eine flexible Ergänzung für die restlichen 10 % der Aufträge sein, doch die Kernflotte muss auf maximale Effizienz im Tagesgeschäft getrimmt sein. Dieser Ansatz senkt nicht nur die Anschaffungs- und Betriebskosten, sondern maximiert die Produktivität jedes einzelnen Fahrzeugs.

Ihr Plan zur TCO-basierten Fahrzeugkonfiguration:

  1. Auftragsanalyse: Erfassen und kategorisieren Sie die letzten 100-200 Aufträge nach spezifischen Fahrzeuganforderungen wie Nutzlast, Volumen und benötigter Technik.
  2. Profitabilitäts-Check: Identifizieren Sie die profitabelsten 10-20 % Ihrer Aufträge und analysieren Sie deren exakte technische Notwendigkeiten.
  3. TCO-Berechnung: Kalkulieren Sie die Gesamtbetriebskosten (TCO) für modulare Wechselsysteme im Vergleich zu spezialisierten Festaufbauten über eine Laufzeit von 5 Jahren.
  4. Anforderungskatalog: Erstellen Sie einen detaillierten Anforderungskatalog gemäß Normen wie VDI 2700, der die Kernanforderungen an Nutzlast, Ladevolumen und Achskonfiguration festschreibt.
  5. Wiederverkaufswert-Vergleich: Analysieren Sie den potenziellen Wiederverkaufswert von Standard-Chassis mit gängigen Aufbauten im Vergleich zu hochspezialisierten Einzelfahrzeugen nach 3-5 Jahren.

Durch die Konzentration auf die häufigsten Anforderungen stellen Sie sicher, dass Ihre Flotte für den Großteil der Arbeit optimiert ist, anstatt Kompromisse für seltene Ausnahmen einzugehen. Eine fundierte Analyse der Gesamtbetriebskosten ist dabei der entscheidende Kompass für Ihre Investitionsentscheidung.

Warum braucht Ihr Fahrer für den Glastransporter mehr als nur den LKW-Führerschein?

Der Fahrermangel in Deutschland ist dramatisch: Schon heute fehlen über 70.000 Berufskraftfahrer, und die Tendenz ist steigend. In der Speziallogistik wiegt dieses Problem doppelt schwer. Ein Fahrer für einen Glastransporter oder einen LKW mit Ladekran ist nicht einfach nur ein LKW-Fahrer – er ist ein hochqualifizierter Operator, dessen Fähigkeiten direkt über die Profitabilität eines Auftrags entscheiden. Ein Fehler bei der Ladungssicherung oder der Bedienung der Hebetechnik kann Schäden in fünfstelliger Höhe verursachen und die gesamte Effizienz zunichtemachen. Deshalb ist der reine LKW-Führerschein nur die Eintrittskarte.

Die wahre Effizienz entsteht durch Fahrer-Befähigung. Investitionen in Zusatzqualifikationen machen den Fahrer zu einem wertvolleren Teil des Logistikprozesses und das gesamte Gespann produktiver. Ein Fahrer, der Glasgestelle selbstständig und sicher be- und entladen kann, reduziert Wartezeiten und den Bedarf an externem Personal. Ein Fahrer mit ADR-Schein kann eine breitere Palette an Gütern transportieren und erhöht so die Flexibilität der Flotte. Diese Qualifikationen sind keine Kosten, sondern eine Investition in die operative Exzellenz und Risikominimierung.

Für Spezialtransporte sind folgende Zusatzqualifikationen oft unerlässlich:

  • Ladungssicherungsschein nach VDI 2700, insbesondere für spezifische Güter wie Flachglas (Blatt 3.1)
  • ADR-Schein für den Transport von Gefahrgütern, was auch chemisch behandelte Produkte umfassen kann
  • Kranschein für Ladekräne zum autonomen Be- und Entladen
  • Absolvierte BKrFQG-Module, die auf spezielle Transportarten ausgerichtet sind
  • Regelmäßige Unterweisungen in Unfallverhütungsvorschriften (UVV)

Diese Notwendigkeit spiegelt auch die Wahrnehmung des Berufs wider, wie eine Analyse von Webfleet treffend feststellt. In ihrem Beitrag zum Lkw-Fahrermangel und möglichen Lösungen wird die Diskrepanz zwischen Anforderung und Ansehen deutlich:

Der Beruf des Kraftfahrers hat hohe Zugangshürden. Wer den Einstieg geschafft hat, findet sich in einem Beruf wieder, der hohe Anforderungen stellt, aber leider wenig respektiert wird.

– Webfleet Analyse, Webfleet Deutschland – Lkw-Fahrermangel Ansätze und Lösungen

Wie überwachen Sie empfindliche Ladungsparameter in Echtzeit vom Büro aus?

Im Spezialtransport geht es nicht nur darum, eine Ladung von A nach B zu bringen. Es geht darum, sie im exakt richtigen Zustand abzuliefern. Ob temperaturempfindliche Pharmazeutika, erschütterungssensible Elektronik oder feuchtigkeitsempfindliche Baustoffe – eine Abweichung von den vorgegebenen Parametern kann die gesamte Fracht wertlos machen. Die Überwachung dieser Parameter erst am Zielort ist ein Glücksspiel. Die Lösung ist eine lückenlose Echtzeit-Überwachung vom Büro aus, die den Disponenten vom passiven Beobachter zum aktiven Qualitätsmanager macht.

Moderne Telematiksysteme gehen weit über die reine GPS-Ortung hinaus. Durch den Einsatz von IoT-Sensoren im Laderaum können Sie kritische Daten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Erschütterungen (g-Kräfte) oder unbefugtes Öffnen der Türen live verfolgen. Diese Daten werden direkt an das Flottenmanagement-Dashboard übertragen. Bei einer Grenzwertüberschreitung löst das System automatisch einen Alarm aus, sodass der Disponent sofort reagieren kann – sei es durch eine Anweisung an den Fahrer, eine Kontaktaufnahme mit dem Kunden oder die Umleitung zu einer Servicestelle. Diese Transparenz ist nicht nur ein Service für den Kunden, sondern auch ein entscheidendes Werkzeug zur Risikominimierung und Effizienzsteigerung, da kostspielige Schäden und Reklamationen proaktiv vermieden werden.

Die visuelle Darstellung dieser Datenströme auf einem zentralen Dashboard ermöglicht es dem Flottenmanagement, den Zustand dutzender Ladungen gleichzeitig im Blick zu behalten und bei Bedarf sofort einzugreifen.

Disponent überwacht LKW-Flotte über digitale Telematik-Dashboards

Wie auf der Abbildung zu sehen, wird der Disponent zur Kommandozentrale. Die Fähigkeit, proaktiv einzugreifen, statt nur auf Probleme zu reagieren, verwandelt die Logistik in einen präzise gesteuerten Prozess und steigert die Zuverlässigkeit Ihrer Dienstleistung erheblich. Dies schafft Vertrauen beim Kunden und rechtfertigt höhere Frachtraten für sensible Güter.

Warum ist Leasing bei hochspezialisierten Aufbauten oft die teurere Wahl?

Leasing verspricht auf den ersten Blick klare Vorteile: planbare monatliche Raten, keine Kapitalbindung und kein Restwertrisiko. Für Standard-Sattelzugmaschinen mag diese Rechnung oft aufgehen. Bei hochspezialisierten Fahrzeugen – etwa einem Glastransporter mit Innenlader oder einem LKW mit einem 50-Metertonnen-Ladekran – kehrt sich dieser Vorteil jedoch häufig ins Gegenteil um. Der Grund liegt in der Kalkulation der Leasinggesellschaften und der langen Nutzungsdauer solcher Spezialfahrzeuge. Ein hochindividueller Aufbau hat einen geringen Wiederverkaufswert auf dem freien Markt, da die Nachfrage sehr begrenzt ist. Dieses hohe Restwertrisiko preist die Leasinggesellschaft vollständig in die monatliche Rate ein.

Im Ergebnis finanzieren Sie über die Leasinglaufzeit das Fahrzeug quasi komplett, ohne am Ende Eigentümer zu sein. Beim Kauf hingegen gehört das Fahrzeug nach der Abschreibungsphase Ihnen. Da Spezialaufbauten oft für eine Nutzungsdauer von 10 Jahren oder mehr konzipiert sind, übersteigt die Summe der Leasingraten die Kosten für Kauf und Finanzierung bei weitem. Zudem schränkt Leasing die Flexibilität für nachträgliche Anpassungen und Umbauten stark ein. Auch staatliche Förderungen, wie die BAFA-Förderung für energieeffiziente Fahrzeuge, können beim Kauf oft in vollem Umfang genutzt werden, während dies beim Leasing nur eingeschränkt möglich ist. Die Entscheidung zwischen Kauf und Leasing sollte daher immer auf einer detaillierten Total Cost of Ownership (TCO)-Analyse basieren.

Die Transportbranche kämpft ohnehin mit externem Druck. Faktoren wie Fahrermangel, steigende Kosten und Lieferkettenunterbrechungen sind laut Branchenanalysen die größten Herausforderungen und machen eine präzise Kostenkontrolle umso wichtiger.

TCO-Vergleich: Kauf vs. Leasing bei Spezialfahrzeugen
Kostenfaktor Kauf Leasing
Anschaffungskosten Hoch (einmalig) Niedrig (monatlich)
Restwertrisiko Beim Käufer In Rate eingepreist
BAFA-Förderung Voll nutzbar Eingeschränkt
Flexibilität Laufzeit Unbegrenzt 3-5 Jahre fest
Wiederverkaufswert Käufer profitiert Kein Anspruch

Für Flottenmanager bedeutet dies, dass bei Spezialfahrzeugen der Kauf oft die strategisch und wirtschaftlich überlegene Option ist, da er langfristig eine höhere Anlagenproduktivität und einen besseren Return on Investment ermöglicht.

Wie verhindern Sie Ausfallzeiten durch präventive Wartung der Hebetechnik?

Ein LKW, der wegen eines defekten Hydraulikschlauchs an der Ladebordwand auf einer Baustelle steht, ist doppelt teuer: Er verursacht nicht nur Reparaturkosten, sondern blockiert auch einen Fahrer und einen wertvollen Auftrag. Bei Spezialfahrzeugen ist die verbaute Technik – ob Ladekran, Hebebühne oder Kipphydraulik – oft genauso anfällig für Ausfälle wie der Motor selbst. Eine rein kalenderbasierte Wartung greift hier zu kurz, da sie die tatsächliche Nutzung nicht berücksichtigt. Der Schlüssel zur maximalen Verfügbarkeit liegt in einer nutzungsbasierten, präventiven Wartungsstrategie.

Anstatt die Hydraulikflüssigkeit alle 12 Monate zu wechseln, sollten die Intervalle an den Betriebsstunden und Lastzyklen der Hebetechnik ausgerichtet werden. Moderne Telematik erfasst diese Daten automatisch. Sensoren können den Hydraulikdruck, die Temperatur und die Anzahl der Ladezyklen überwachen und diese Informationen an die Werkstattplanung übermitteln. So wird die Wartung genau dann ausgelöst, wenn sie wirklich notwendig ist – nicht zu früh (was Kosten verursacht) und vor allem nicht zu spät (was einen Ausfall riskiert). Dieser Ansatz maximiert die Lebensdauer der Komponenten und die Einsatzbereitschaft des gesamten Fahrzeugs.

Die Umsetzung einer solchen Strategie erfordert eine Kombination aus Technologie und Prozessen:

  • Nutzungsbasierte Intervalle: Ersetzen Sie starre Kalenderintervalle durch dynamische, an Betriebsstunden und Lastzyklen gekoppelte Wartungspläne.
  • Sensor-Datenerfassung: Implementieren Sie Telematik-Sensoren zur Überwachung von Hydraulikdruck, Betriebsstunden und weiteren relevanten Parametern der Hebetechnik.
  • Digitale Abfahrtskontrollen (DVIR): Nutzen Sie Fahrer-Apps für tägliche, geführte Checks, die den Zustand der Technik digital dokumentieren und sofort an die Disposition melden.
  • Full-Service-Verträge: Ziehen Sie für kritische Aufbauten (z.B. von Palfinger oder Meiller) Full-Service-Verträge in Betracht, die die Verantwortung für die präventive Wartung an den Hersteller auslagern.
  • KI-gestützte Fehleranalyse: Verwenden Sie Systeme, die Fehlercodes analysieren, um frühzeitig auf Verschleiß oder sich anbahnende Defekte hinzuweisen.
Nahaufnahme einer hydraulischen Ladebordwand während Wartungsarbeiten

Die Detailgenauigkeit der Wartung, wie sie das Bild einer hydraulischen Anlage andeutet, ist entscheidend. Jeder einzelne Defekt an einem solchen System kann zu erheblichen Ausfallzeiten führen. Eine präventive, datengestützte Herangehensweise ist daher keine Option, sondern eine Notwendigkeit für eine effiziente Spezialflotte.

Wie finden Sie zuverlässige Fahrer, ohne das Gehaltsgefüge zu sprengen?

Die reine Erhöhung von Gehältern im Kampf um gute Fahrer ist ein Wettlauf ohne Gewinner, der nur die Margen erodiert. Ein nachhaltigerer Ansatz konzentriert sich darauf, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Wertschätzung, Professionalität und Effizienz in den Vordergrund stellt. Zuverlässige Fahrer suchen nicht nur nach einem guten Gehalt, sondern auch nach einem Arbeitgeber, der ihre Arbeit respektiert und ihnen die Werkzeuge an die Hand gibt, um erfolgreich zu sein. Dies beginnt bei einem perfekt gewarteten und konfigurierten Fahrzeug und endet bei intelligenten Prozessen, die Frustrationen im Arbeitsalltag minimieren.

Eine oft übersehene, aber sehr wirksame Strategie ist die Investition in alternative Rekrutierungswege. Ein strukturelles Problem auf dem deutschen Markt ist, wie eine Analyse von Webfleet aufzeigt, der Wegfall einer wichtigen Quelle für qualifizierten Nachwuchs: Seit der Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2011 bildet die Bundeswehr deutlich weniger junge Menschen zum LKW-Fahrer aus. Früher war dies ein stabiler Kanal, um Nachwuchs mit einem subventionierten C-Führerschein für die Branche zu gewinnen. Heute müssen Unternehmen diese Lücke selbst füllen.

Hier bieten sich Kooperationen mit der Bundesagentur für Arbeit an, um gezielt Umschulungsprogramme zu fördern. Indem Sie Quereinsteigern eine finanzierte Ausbildung und eine klare Perspektive bieten, erschließen Sie ein neues Talent-Pool und zeigen gesellschaftliches Engagement. Parallel dazu können Sie die Attraktivität des Arbeitsplatzes durch nicht-monetäre Anreize steigern: flexible Arbeitszeitmodelle (soweit operativ möglich), moderne Kommunikationsmittel, die den Fahrer ins Team integrieren, und vor allem eine Kultur, die den Fahrer als wichtigen Spezialisten und nicht als austauschbaren Kostenfaktor sieht. Die Effizienzgewinne durch einen motivierten, loyalen Fahrer übersteigen die Kosten für diese Maßnahmen bei weitem.

Wie verhindert KI den Turboschaden, bevor der LKW auf der Autobahn liegenbleibt?

Ein LKW, der mit einem Motorschaden auf der Autobahn liegenbleibt, ist der Albtraum jedes Flottenmanagers. Es bedeutet nicht nur teure Reparaturen und Bergungskosten, sondern auch unzufriedene Kunden und einen massiven Produktivitätsverlust. Die traditionelle präventive Wartung, die auf festen Intervallen basiert, kann viele, aber nicht alle dieser Ausfälle verhindern. Der nächste evolutionäre Schritt ist die Ausfallprognose mittels Künstlicher Intelligenz (KI) – auch bekannt als prädiktive Wartung. Hier geht es nicht mehr darum zu raten, wann ein Teil ausfallen könnte, sondern es auf Basis von Echtzeitdaten vorherzusagen.

Moderne LKW-Motoren und -Komponenten sind mit hunderten von Sensoren ausgestattet. Diese erzeugen einen permanenten Datenstrom über Parameter wie Öldruck, Abgastemperatur, Vibrationen oder den Ladedruck des Turboladers. Eine KI-Plattform analysiert diese Datenströme in Echtzeit und vergleicht sie mit den Mustern von tausenden anderen Fahrzeugen. Weicht das Muster eines LKW von der Norm ab und ähnelt es den Datenmustern von Fahrzeugen, die kurz vor einem Turboschaden standen, schlägt das System Alarm. Es meldet nicht nur einen Fehlercode, sondern gibt eine konkrete Handlungsempfehlung mit einer Dringlichkeitsstufe. So kann die Werkstatt den LKW proaktiv bei der nächsten geplanten Rückkehr ins Depot überprüfen, das Ersatzteil bestellen und den Austausch vornehmen, bevor es zum katastrophalen Ausfall kommt.

Praxisbeispiel: Cummins Predictive Insights

Ein führender Anbieter in diesem Bereich ist Cummins mit seinen Predictive Service Insights. Wie das Unternehmen auf seiner Webseite über digitale Produkte und Ferndiagnose beschreibt, geht das System über die reine Fehlerdiagnose hinaus. Es nutzt anlagenbasierte Prognosen, um Flottenmanager zu benachrichtigen, wenn kritische Komponenten wie Anlasser oder Turbolader auszufallen drohen. Das System priorisiert anstehende Wartungsarbeiten nach Fahrzeug und Schweregrad, sodass sich die Werkstatt auf die dringendsten Fälle konzentrieren und kostspielige, ungeplante Ausfallzeiten effektiv vermeiden kann.

Die Wirksamkeit dieses Ansatzes ist beeindruckend. Branchenstudien zeigen, dass bis zu 70 Prozent der ungeplanten Ausfälle durch den Einsatz vorausschauender digitaler Diagnose- und Wartungssysteme vermieden werden können. Dies ist ein gewaltiger Hebel zur Steigerung der Flottenverfügbarkeit und damit der gesamten Anlagenproduktivität.

Symbolische Darstellung von KI-Datenfluss in der Fahrzeugdiagnostik

Die symbolische Darstellung des Datenflusses von Komponenten zu einer zentralen Intelligenz verdeutlicht das Prinzip: Aus isolierten Datenpunkten wird handlungsrelevantes Wissen, das die Effizienz der gesamten Flotte sichert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Konfigurieren für Profitabilität: Richten Sie Ihre Fahrzeuge nicht auf alle denkbaren, sondern auf die 90 % Ihrer profitabelsten Aufträge aus, um die TCO zu optimieren.
  • Fahrer als Spezialisten fördern: Investieren Sie in Zusatzqualifikationen, um die Effizienz und Flexibilität jedes Fahrers zu erhöhen und so den Wert des gesamten Gespanns zu steigern.
  • Stillstand durch Vorhersage eliminieren: Nutzen Sie KI-gestützte prädiktive Wartung, um Ausfälle vorauszusagen und zu verhindern, anstatt nur darauf zu reagieren.

Wie senken Sie den Flottenverbrauch um 10% durch digitale Analysetools?

In einer Zeit explodierender Dieselpreise ist der Kraftstoffverbrauch einer der größten variablen Kostenblöcke für jede Spedition. Eine Reduzierung um 10 % kann den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust bedeuten. Während moderne Motoren bereits hocheffizient sind, liegt das größte ungenutzte Einsparpotenzial oft im Fahrverhalten und in der operativen Planung. Digitale Analysetools bieten hier die notwendige Transparenz, um dieses Potenzial systematisch zu heben. Sie verwandeln vage Annahmen in harte, messbare Kennzahlen (KPIs).

Moderne Telematiksysteme erfassen weit mehr als nur den Standort. Sie analysieren das Fahrverhalten detailliert und erstellen einen Eco-Score für jeden Fahrer. Parameter wie starkes Beschleunigen, abruptes Bremsen, Leerlaufzeiten oder die Nutzung des Tempomaten fließen in diese Bewertung ein. Diese Daten sind die Grundlage für ein faires und zielgerichtetes Fahrertraining. Statt pauschaler Schulungen können Sie gezielt jene Fahrer coachen, die das größte Verbesserungspotenzial aufweisen. Gamification-Ansätze, bei denen die sparsamsten Fahrer belohnt werden, können zusätzlich motivieren.

Darüber hinaus ermöglichen digitale Tools eine optimierte Tourenplanung, die nicht nur die kürzeste, sondern auch die topografisch und verkehrstechnisch günstigste Route berücksichtigt. Die Überwachung des Reifenluftdrucks über Sensoren ist ein weiterer entscheidender Faktor, da schon ein geringer Minderdruck den Rollwiderstand und damit den Verbrauch signifikant erhöht. Die Kombination dieser Maßnahmen – Fahrverhaltensanalyse, optimierte Routenplanung und technische Überwachung – macht das Ziel einer 10-prozentigen Verbrauchsreduktion realistisch. Es ist der letzte Baustein, um die Anlagenproduktivität Ihres Fuhrparks zu maximieren.

Um Ihre Flotte widerstandsfähiger gegen den Fahrermangel und Kostendruck zu machen, beginnen Sie noch heute mit einer internen Analyse. Bewerten Sie Ihre Fahrzeuge, Prozesse und Daten, um die verborgenen Effizienzpotenziale in Ihrem Unternehmen zu identifizieren und zu heben.

Häufige Fragen zur Steigerung der Flotteneffizienz bei Fahrermangel

Geschrieben von Thomas Kowalski, Senior Fuhrparkmanager und Speditionskaufmann mit 25 Jahren Erfahrung in der internationalen Logistik und Schwerlastverkehr. Experte für LKW-Technik, Transportrecht und Flotteneffizienz.