Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Lösung für lange E-Auto-Fahrten ist nicht maximale Reichweite, sondern die strategische Optimierung der Gesamtreisezeit.

  • Statt einen Akku langsam auf 100 % zu laden, sparen Sie durch mehrere kurze und schnelle Ladestopps bis 80 % wertvolle Zeit.
  • Die richtige Lade-App oder -Karte kann die Kosten pro Kilowattstunde halbieren und den „Tarifdschungel“ umgehen.

Empfehlung: Nutzen Sie einen modernen Routenplaner wie ABRP, der Ladezeiten, Höhenprofile und das Wetter in die Planung einbezieht, um Reichweitenangst in souveräne Kontrolle zu verwandeln.

Die Vorstellung, mit dem Elektroauto 600 Kilometer am Stück zur Urlaubsdestination zu fahren, löst bei vielen, die einen Umstieg erwägen, Unbehagen aus. Die gefürchtete Reichweitenangst – die Sorge, mit leerem Akku liegenzubleiben – ist allgegenwärtig. Bilder von überfüllten Ladeparks und undurchsichtigen Preisen an der Ladesäule verstärken diese Skepsis. Viele Ratgeber empfehlen dann pauschal, die Route vorab zu planen oder langsamer zu fahren, um Reichweite zu sparen. Doch diese Ratschläge kratzen nur an der Oberfläche und ignorieren die eigentlichen Hebel für eine entspannte Langstreckenfahrt.

Was wäre, wenn der Schlüssel zu einer schnellen und stressfreien Reise nicht darin liegt, krampfhaft jeden Kilometer aus dem Akku zu quetschen, sondern die Physik des Ladens und die Logik der Tarife gezielt für sich zu nutzen? Die wahre Kunst der E-Mobilität auf der Langstrecke ist ein Paradigmenwechsel: Weg vom reinen Reichweiten-Denken, hin zum Management der Gesamtreisezeit. Es geht nicht darum, wie weit Sie mit einer Ladung kommen, sondern wie schnell Sie nach einem minimal notwendigen Stopp wieder auf der Autobahn sind.

Dieser Artikel führt Sie durch die strategischen Entscheidungen, die eine lange Urlaubsfahrt planbar, effizient und kostengünstig machen. Wir entschlüsseln, warum das Laden bis 80 % Ihre Reise beschleunigt, wie Sie den Tarifdschungel in Deutschland meistern und welche digitalen Werkzeuge Ihnen die Planungssicherheit geben, die Sie sich wünschen. Vergessen Sie die Reichweitenangst; es ist Zeit für souveräne Planung.

Um Ihnen eine klare Struktur für diese strategische Planung an die Hand zu geben, haben wir die entscheidenden Aspekte in den folgenden Kapiteln aufbereitet. So können Sie Schritt für Schritt die Kontrolle über Ihre elektrische Langstreckenfahrt übernehmen.

Warum lädt Ihr Auto ab 80% Akku plötzlich extrem langsam und kostet Sie Zeit?

Einer der größten Denkfehler bei der E-Auto-Langstrecke ist der Versuch, den Akku an einer Schnellladesäule (DC) auf 100 % zu laden. Was intuitiv nach maximaler Sicherheit klingt, ist in der Praxis ein enormer Zeitfresser. Der Grund liegt in der Chemie des Lithium-Ionen-Akkus und dem schützenden Eingriff des Batteriemanagementsystems (BMS). Die Ladeleistung ist nicht linear, sondern folgt einer sogenannten Ladekurve. Im optimalen Bereich, meist zwischen 10 % und 70 % Akkustand (State of Charge, SoC), kann der Akku die maximale Ladeleistung aufnehmen. Doch wie auch ADAC-Tests zeigen, lässt das Batteriemanagement ab 80 Prozent Füllstand nur noch sehr geringe Ladeströme zu, um die Batteriezellen vor Überhitzung und schneller Alterung zu schützen.

Das Resultat ist frustrierend: Der Ladevorgang von 80 % auf 100 % kann oft genauso lange dauern wie der von 20 % auf 80 %. Diese Zeit verbringen Sie untätig an der Ladesäule, anstatt Kilometer zu machen. Die Strategie des zeit-effizienten Ladens kehrt diese Logik um: Statt eines langen Stopps für eine volle Ladung sind zwei kürzere Stopps, bei denen Sie jeweils nur bis ca. 80 % laden, in der Summe deutlich schneller. Sie starten den Ladevorgang bei einem niedrigen SoC, nutzen die hohe Ladeleistung im optimalen Fenster und fahren weiter, sobald die Ladeleistung spürbar abfällt.

Praxisbeispiel VW ID.3: Ladefenster optimal nutzen

Untersuchungen am VW ID.3 zeigen das Prinzip deutlich: Das Fahrzeug kann unter idealen Bedingungen mit über 100 kW laden. Startet der Fahrer den Ladevorgang jedoch bei einem bereits hohen Akkustand von 50 %, beginnt das Auto nur mit rund 60 kW zu laden. Um die volle Ladeleistung auszuschöpfen und die Standzeit zu minimieren, ist es am effizientesten, den Ladevorgang bei einem möglichst geringen Akkustand zu beginnen.

Ihr Plan für zeit-effizientes Laden auf der Langstrecke

  1. Lassen Sie den Akkustand vor dem nächsten Ladestopp auf 10-20 % sinken, um im optimalen Ladefenster zu starten.
  2. Steuern Sie gezielt eine Schnellladestation (HPC – High Power Charger) mit mindestens 150 kW Leistung an.
  3. Beenden Sie den Ladevorgang, sobald der Akku 80 % erreicht hat oder die Ladeleistung deutlich unter 50 kW fällt.
  4. Planen Sie lieber einen zusätzlichen, kurzen Ladestopp ein, anstatt einen einzigen langen Aufenthalt zu erzwingen.
  5. Aktivieren Sie die Batterie-Vorkonditionierung, indem Sie die Ladestation als Ziel im Navigationssystem eingeben.

Ladekarte oder App: Wie vermeiden Sie den Tarifdschungel mit Preisen von über 80 Cent/kWh?

Nach der Zeit ist das Geld der zweite große Unsicherheitsfaktor auf der elektrischen Langstrecke. Die Zeiten, in denen das Laden kostenlos war, sind vorbei. Heute gleicht die Preislandschaft einem Dschungel: An der einen Säule kostet die Kilowattstunde (kWh) faire 49 Cent, an der nächsten, nur wenige Meter entfernt, werden über 80 Cent fällig. Spontanes Laden ohne passenden Vertrag, das sogenannte Ad-hoc-Laden per Kreditkarte, ist fast immer die teuerste Option. Der durchschnittliche Preis an öffentlichen Ladesäulen lag laut einem Ladesäulencheck von Statista für das Jahr 2023 bei 52 Cent pro Kilowattstunde, doch die Spannen sind enorm.

Die Lösung liegt in der strategischen Auswahl von ein bis zwei Ladekarten oder Apps mit Roaming-Funktion. Diese ermöglichen es Ihnen, an den Säulen vieler verschiedener Betreiber zu einem fest hinterlegten, oft günstigeren Tarif zu laden. Statt sich auf einen einzigen Anbieter zu verlassen, betreiben Sie eine Art Tarif-Arbitrage: Sie prüfen vor dem Ladestopp in einer App (z. B. AirElectric, mobility+), welcher Anbieter an Ihrem Standort den besten Preis bietet, und nutzen die entsprechende Karte. Insbesondere für die Langstrecke sind Verträge sinnvoll, die günstige Konditionen an den High-Power-Charging-Netzwerken wie IONITY bieten.

Die folgende Übersicht zeigt beispielhaft einige gängige Modelle in Deutschland und verdeutlicht, wie stark die Kosten je nach Anbieter und Tarifstruktur variieren können. Ein genauer Vergleich vor der Reise ist unerlässlich.

Vergleich der wichtigsten Ladetarife in Deutschland
Anbieter Grundgebühr AC-Laden DC-Laden Roaming
EnBW mobility+ 0-17,99€/Monat 0,49-0,61€/kWh 0,60-0,79€/kWh Ja
ADAC e-Charge 0€ 0,51€/kWh 0,61€/kWh Ja
Ionity Passport 11,99€/Monat n/a 0,49€/kWh Begrenzt

Wie viel Kilometer Reichweite verlieren Sie wirklich bei -5 Grad und Heizung an?

Der Winter ist der natürliche Feind des E-Auto-Akkus. Kalte Temperaturen verlangsamen die chemischen Prozesse in den Batteriezellen, was zwei Konsequenzen hat: Die entnehmbare Energie sinkt und der Innenwiderstand steigt, was die Effizienz reduziert. Gleichzeitig muss der Innenraum elektrisch beheizt werden, was zusätzlich Energie aus dem Fahrakku zieht. Anders als bei einem Verbrenner, wo die Heizung die Abwärme des Motors nutzt, ist die Heizleistung im E-Auto ein direkter Verbrauchsposten. In der Praxis kann dies bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu einem Reichweitenverlust von 20 bis 30 % führen. Eine Strecke, die im Sommer 400 km weit führt, kann im Winter auf unter 300 km schrumpfen.

Diese Tatsache ist jedoch kein Grund zur Panik, sondern ein weiterer Aspekt für eine kluge Planung. Die effektivste Gegenmaßnahme ist die strategische Vorkonditionierung. Wenn das Fahrzeug zu Hause an der Wallbox angeschlossen ist, können Sie den Innenraum und vor allem den Akku vor der Abfahrt über die Fahrzeug-App auf die optimale Betriebstemperatur vorheizen. Diese Energie wird direkt aus dem Stromnetz bezogen, nicht aus dem Akku. Sie steigen also in ein warmes Auto mit einem voll geladenen und thermisch optimal vorbereiteten Akku. Dies minimiert den anfänglichen Mehrverbrauch für die Heizung erheblich.

Elektroauto wird in deutscher Garage an Wallbox vorklimatisiert bei winterlichen Bedingungen

Wie dieses Bild veranschaulicht, ist die heimische Garage mit Wallbox der ideale Ausgangspunkt für eine Winterfahrt. Während der Vorklimatisierung wird der Akku auf Temperatur gebracht, was nicht nur den Komfort erhöht, sondern auch die Effizienz auf den ersten Kilometern und die Bereitschaft für eine schnelle Ladung unterwegs sicherstellt. Moderne E-Autos mit Wärmepumpe sind hier zusätzlich im Vorteil, da sie deutlich effizienter heizen als Modelle mit reinen PTC-Heizelementen.

Der Fehler beim täglichen Schnellladen, der die Kapazität Ihres Akkus vorzeitig altern lässt

Die Möglichkeit, ein E-Auto in unter 30 Minuten für die nächsten 200 Kilometer fit zu machen, ist ein Segen auf der Langstrecke. Doch was auf Reisen essenziell ist, kann im Alltag zur Belastung für den Akku werden. Der häufige Fehler besteht darin, das Schnellladen (DC) zur täglichen Routine zu machen, anstatt es als Werkzeug für besondere Anforderungen zu sehen. Jeder DC-Ladevorgang bedeutet für die Batteriechemie Stress. Die hohen Ströme erzeugen Wärme und können bei wiederholter Anwendung die Elektrodenstruktur belasten, was zu einem beschleunigten Kapazitätsverlust führt – der Akku altert vorzeitig.

Die schonendste Art, einen E-Auto-Akku zu laden, ist das langsame Laden mit Wechselstrom (AC) an einer heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Normalladesäule. Diese Art des „Auftankens“ über mehrere Stunden, idealerweise über Nacht, entspricht dem, wofür die Akkutechnologie für den täglichen Gebrauch optimiert ist. Das Batteriemanagementsystem hat hierbei genügend Zeit, die Ladung gleichmäßig auf alle Zellen zu verteilen und die Temperatur im optimalen Bereich zu halten. Die Faustregel für ein langes Akkuleben lautet daher: AC für den Alltag, DC für die Langstrecke.

Ein weiterer Aspekt ist der Zustand des Akkus nach dem Laden. Ihn über längere Zeit bei einem sehr hohen (über 90 %) oder sehr niedrigen (unter 10 %) Ladestand zu belassen, erhöht ebenfalls den chemischen Stress. Wie Experten betonen, sollte die Reise nach einem vollständigen Ladevorgang zeitnah beginnen. Das bestätigt auch das enercity Energiemagazin in seinem Ratgeber:

Wer den Akku vor einer Langstreckenfahrt komplett auflädt, um die volle Reichweite auszuschöpfen, sollte zeitnah die Reise starten

– enercity Energiemagazin, Ladezeit von E-Autos – das müssen Sie wissen

Für den Alltag empfiehlt es sich daher, das Ladelimit im Fahrzeug auf 80 % zu begrenzen. Das schont nicht nur den Akku, sondern bietet auch den Vorteil, dass bei Bedarf noch Rekuperationsenergie (Bremsenergierückgewinnung) aufgenommen werden kann, was bei einem vollen Akku nicht möglich ist.

Wann müssen Sie Ihre THG-Quote beantragen, um 300 € pro Jahr geschenkt zu bekommen?

Ein oft übersehener finanzieller Vorteil für E-Auto-Halter in Deutschland ist die sogenannte Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote). Dahinter verbirgt sich ein gesetzliches Instrument, das Mineralölkonzerne dazu verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zu senken. Da sie das oft nicht allein durch ihren Kraftstoffverkauf schaffen, können sie „Verschmutzungsrechte“ von denen kaufen, die CO2 einsparen – und das sind Sie als Halter eines reinen Elektrofahrzeugs. Sie können Ihr CO2-Einsparpotenzial jährlich an einen Dienstleister verkaufen, der dieses bündelt und an die Konzerne weiterverkauft. Ihnen als Fahrzeughalter wird dafür eine Prämie ausgezahlt, die je nach Anbieter und Marktlage zwischen 100 und über 300 Euro pro Jahr liegen kann.

Der Prozess ist erstaunlich unkompliziert und in wenigen Minuten online erledigt. Der entscheidende Punkt ist der richtige Zeitpunkt: Sie müssen die Prämie für das laufende Jahr in der Regel bis zu einem Stichtag im November beantragen. Noch wichtiger ist die Frist für die rückwirkende Beantragung: Für das gesamte vergangene Jahr kann die Prämie meist noch bis Ende Februar des Folgejahres geltend gemacht werden. Wer also 2023 ein E-Auto besaß und die Frist verpasst hat, sollte schnell handeln.

Die Beantragung erfolgt über spezialisierte Anbieter oder Automobilclubs. Der Prozess ist fast immer identisch:

  1. Fahrzeugschein bereithalten: Sie benötigen eine digitale Kopie (Foto oder Scan) Ihrer Zulassungsbescheinigung Teil I.
  2. Anbieter auswählen: Vergleichen Sie die aktuellen Prämien von Anbietern wie ADAC, Carbonify oder geld-fuer-eAuto.de.
  3. Online-Formular ausfüllen: Geben Sie Ihre Daten ein und laden Sie den Fahrzeugschein hoch.
  4. Auszahlung abwarten: Nach Prüfung durch das Umweltbundesamt wird die Prämie in der Regel innerhalb von 6 bis 12 Wochen ausgezahlt.

Die ca. 300€ aus der THG-Quote finanzieren die Ladekosten für über 4.000km Autobahnfahrt – also die gesamten Urlaubsfahrten eines Jahres. Ein E-Auto-Fahrer berichtet von problemloser Abwicklung über ADAC innerhalb von 8 Wochen.

– Erfahrungsbericht, Polarstern Energie Magazin

Wie planen Sie den Wechsel zum E-Auto über 3 Jahre ohne finanzielles Risiko?

Der Umstieg auf die Elektromobilität ist nicht nur eine technische, sondern vor allem eine finanzielle Entscheidung. Angesichts hoher Anschaffungspreise und der rasanten technologischen Entwicklung zögern viele. Die Sorge, heute ein teures Auto zu kaufen, dessen Technik oder Akku in drei Jahren veraltet ist, ist berechtigt. Eine finanzielle Übergangsplanung hilft, dieses Risiko zu minimieren. Statt des klassischen Kaufs bieten sich flexible Modelle wie Leasing, Vario-Finanzierung oder ein Auto-Abo an, um erste Erfahrungen zu sammeln, ohne sich langfristig zu binden und das Restwertrisiko zu tragen.

Jedes dieser Modelle hat spezifische Vor- und Nachteile, die zur individuellen Lebenssituation passen müssen. Leasing bietet oft die niedrigsten monatlichen Raten, bindet aber für eine feste Laufzeit. Das Auto-Abo ist am flexibelsten und beinhaltet alle Kosten außer dem Ladestrom, ist dafür aber auch am teuersten. Die Vario-Finanzierung bietet am Ende der Laufzeit die Wahl zwischen Kauf, Rückgabe oder Weiterfinanzierung.

Beratungsgespräch im deutschen Autohaus über E-Auto Finanzierungsmodelle

Diese Entscheidung ist zentral und sollte gut überlegt sein, denn sie legt den Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Wechsels. Der Markt wächst rasant; laut KBA-Statistik waren 1,4 Millionen Elektroautos zum 1. Januar 2024 in Deutschland zugelassen, was die zunehmende Reife des Marktes und der Angebote unterstreicht.

Finanzierungsoptionen für E-Autos im Vergleich
Option Monatliche Rate Restwertrisiko Flexibilität Gesamtkosten 3 Jahre
Leasing 300-500€ Kein Mittel 10.800-18.000€
Vario-Finanzierung 400-600€ Ja Hoch 14.400-21.600€ + Restwert
Auto-Abo 500-800€ Kein Sehr hoch 18.000-28.800€

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Ziel auf Langstrecken ist nicht ein voller Akku, sondern die minimale Gesamtreisezeit durch kurze, schnelle Ladestopps bis 80 %.
  • Die Nutzung von Lade-Apps und -karten zur Tarifoptimierung kann die Ladekosten um mehr als 50 % senken.
  • Ein intelligenter Routenplaner (z.B. ABRP), der Topografie und Wetter einbezieht, ist das wichtigste Werkzeug gegen Reichweitenangst.

Welcher Routenplaner berechnet die Ladezeit realistisch inklusive Höhenprofil?

Die Basis jeder erfolgreichen Langstreckenfahrt ist ein digitaler Plan, der mehr kann als nur den schnellsten Weg von A nach B zu finden. Für E-Autos muss ein Routenplaner wie ein Co-Pilot agieren, der den Energieverbrauch antizipiert und die Ladestopps intelligent integriert. Einfache Apps wie Google Maps zeigen zwar Ladesäulen an, berücksichtigen aber weder den aktuellen Akkustand noch den spezifischen Verbrauch des Fahrzeugs unter realen Bedingungen. Hier kommen spezialisierte E-Routenplaner ins Spiel, die den entscheidenden Unterschied machen.

Diese fortschrittlichen Apps berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren: das spezifische Fahrzeugmodell mit seiner Ladekurve, das Wetter auf der Strecke, die Außentemperatur und vor allem das Höhenprofil. Bergauffahrten erhöhen den Verbrauch signifikant, während bei Bergabfahrten durch Rekuperation Energie zurückgewonnen wird. Ein guter Planer kalkuliert dies ein und prognostiziert so den Akkustand bei Ankunft am nächsten Ladepunkt mit erstaunlicher Präzision. Zudem planen sie die Ladezeit realistisch ein und schlagen vor, wie lange Sie laden müssen, um das nächste Ziel sicher zu erreichen.

Praxistest: A Better Routeplanner (ABRP)

Die App „A Better Routeplanner“ (ABRP) gilt als Goldstandard. In einem Test über 1.000 km erreichte sie die beste Genauigkeit mit nur 5 Minuten Abweichung von der prognostizierten Gesamtfahrzeit. Die App erlaubt die Konfiguration von Details wie Beladung, Reifendruck und persönlichem Fahrstil. Bei einer anspruchsvollen Alpenüberquerung von München zum Gardasee zeigte ABRP präzise, wie Steigungen den Verbrauch erhöhen und Gefälle durch Rekuperation die Reichweite wieder verlängern, und passte die Ladeempfehlungen dynamisch an.

Die Bordnavigationssysteme moderner E-Autos haben den Vorteil, dass sie automatisch die Batterie für den bevorstehenden Schnellladevorgang vorkonditionieren. Eine Kombination ist oft ideal: die grobe Routen- und Ladeplanung mit einer externen App wie ABRP durchführen und für die finale Anfahrt zur Ladesäule das Bord-Navi nutzen. So verbinden Sie präzise Prognose mit optimaler Fahrzeugtechnik.

Wie bereiten Sie Ihren privaten Fuhrpark auf die gesetzlichen Änderungen der Verkehrswende vor?

Der Umstieg auf Elektromobilität ist nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern auch eine vorausschauende Anpassung an den gesellschaftlichen und gesetzlichen Wandel. Die Verkehrswende in Deutschland nimmt an Fahrt auf, und politische Entscheidungen wie die Ausweitung von Umweltzonen, CO2-Bepreisung oder zukünftige Zulassungsbeschränkungen für Verbrenner werden die Rahmenbedingungen für individuelle Mobilität verändern. Seinen privaten Fuhrpark – sei es ein einzelnes Fahrzeug oder ein Zweit- und Drittwagen – strategisch darauf vorzubereiten, schafft Unabhängigkeit und sichert langfristig die Mobilität.

Für Haushalte mit mehreren Fahrzeugen bietet sich ein schrittweiser Übergang an. Oft ist es sinnvoll, zunächst den Zweitwagen, der für tägliche Pendelstrecken und im urbanen Raum genutzt wird, durch ein E-Auto zu ersetzen. So sammelt man im Alltag risikofrei Erfahrungen mit der neuen Technologie. Eine entscheidende Voraussetzung für einen reibungslosen Umstieg ist eine private Lademöglichkeit. Eine ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2024 zeigt, dass 80 % aller E-Autobesitzer zu Hause laden können, was die Bedeutung der eigenen Wallbox unterstreicht. Sie macht unabhängig von öffentlichen Ladekosten und -verfügbarkeiten.

Zwei-Auto-Haushalt: Schrittweiser Umstieg in Stuttgart

Eine Familie aus Stuttgart ersetzte 2023 zunächst ihren Zweitwagen, der täglich für eine Pendelstrecke von 60 km genutzt wurde, durch einen VW ID.3. Nach durchweg positiven Erfahrungen und der Installation einer Wallbox mit dynamischem Lastmanagement für das Eigenheim folgte Anfang 2024 der Umstieg des Erstwagens auf ein langstreckentaugliches E-Modell. Die Familie profitiert nicht nur von jährlichen Betriebskosteneinsparungen von rund 2.400 €, sondern ist auch für zukünftig verschärfte Umweltzonen in der Innenstadt bestens gerüstet.

Die Vorbereitung des eigenen Fuhrparks ist somit eine Investition in die Zukunft. Sie reduziert nicht nur die laufenden Kosten und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sondern stellt auch sicher, dass Ihre individuelle Mobilität nicht von zukünftigen regulatorischen Einschränkungen betroffen sein wird.

Indem Sie Ihren Fuhrpark strategisch auf die Verkehrswende vorbereiten, verwandeln Sie eine Notwendigkeit in eine Chance.

Beginnen Sie noch heute mit der Planung Ihrer nächsten Langstreckenfahrt, indem Sie diese Strategien anwenden und die passenden digitalen Werkzeuge für sich entdecken.

Häufige Fragen zur Langstreckenplanung mit dem E-Auto

Welche Routenplaner-App ist für deutsche Autofahrer am besten?

A Better Routeplanner (ABRP) gilt als die detaillierteste Option mit tiefgehenden Konfigurationsmöglichkeiten wie Reifendruck und Beladung, was zu sehr präzisen Prognosen führt. Die EnBW mobility+ App hingegen bietet die beste Integration der in Deutschland weit verbreiteten Ladetarife und ermöglicht eine direkte Kostenkontrolle.

Wie wichtig ist die Höhenprofilberechnung wirklich?

Sie ist extrem wichtig, besonders in hügeligen oder bergigen Regionen wie den deutschen Mittelgebirgen oder den Alpen. Steigungen können den Energieverbrauch um bis zu 30 % im Vergleich zur Ebene erhöhen. Umgekehrt können lange Gefällestrecken durch Rekuperation (Bremsenergierückgewinnung) bis zu 20 % der Energie zurückgewinnen. Ein Planer, der dies ignoriert, liefert unzuverlässige Reichweitenprognosen.

Sollte man die Bordnavigation oder externe Apps nutzen?

Die beste Strategie ist oft eine Kombination. Nutzen Sie eine externe App wie ABRP für die übergeordnete Planung der gesamten Route, da diese oft präzisere Verbrauchsprognosen liefert. Geben Sie dann den nächsten Ladestopp als Ziel in das Bord-Navigationssystem Ihres Autos ein. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass das Fahrzeug die Batterie automatisch für den Schnellladevorgang vorkonditioniert (heizt oder kühlt), was die Ladezeit erheblich verkürzt.

Geschrieben von Elias Dr. Richter, Promovierter Elektrotechniker und Berater für urbane Mobilität. Spezialisiert auf E-Mobilität, Ladeinfrastruktur (Wallboxen) und Smart-City-Konzepte.