Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Wahl des optimalen Binnenschiffs ist keine isolierte Kapazitätsfrage, sondern eine strategische Systementscheidung, die die gesamte intermodale Logistikkette beeinflusst.

  • Technische Innovationen wie Niedrigwasser-Designs und SCR-Katalysatoren sind keine optionalen Extras, sondern entscheidende Hebel zur Sicherung der Lieferfähigkeit und Einhaltung von Vorschriften.
  • Die Gesamteffizienz hängt maßgeblich von der nahtlosen Integration mit vor- und nachgelagerten Transportmitteln wie Schiene und LKW/Fähre ab.

Empfehlung: Analysieren Sie Ihren Transportbedarf nicht nur nach Tonnage, sondern bewerten Sie die Resilienz gegenüber operativen Risiken (Niedrigwasser, Emissionen) und die Effizienz an den intermodalen Schnittstellen.

Als technischer Leiter in der Verladewirtschaft stehen Sie vor einer komplexen Aufgabe: die Auswahl des richtigen Transportmittels für Schüttgüter. Oft reduziert sich diese Entscheidung auf eine einfache Gegenüberstellung von Tonnage und Frachtrate. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. In der modernen Logistik ist die Wahl des Binnenschiffs eine tiefgreifende strategische Entscheidung, die von einer Vielzahl technischer und operativer Faktoren abhängt. Klimatische Veränderungen, die zu immer häufigerem Niedrigwasser führen, und strengere Emissionsvorschriften sind keine fernen Risiken mehr, sondern harte, operative Realitäten, die die Kapazitätsauslastung und die Kosten direkt beeinflussen.

Die gängige Praxis fokussiert sich auf das Schiff als isolierte Einheit. Man vergleicht das Europaschiff mit dem Kempenaar oder prüft die maximale Ladekapazität eines Schubverbandes. Doch die wahre Effizienz Ihrer Logistikkette liegt nicht allein im Schiff, sondern im reibungslosen Zusammenspiel des gesamten Systems. Die eigentliche Frage ist nicht nur: „Welches Schiff kann meine Ladung transportieren?“, sondern: „Welche Konfiguration aus Schiff, Route und intermodaler Anbindung garantiert mir die höchste Gesamteffizienz und Betriebssicherheit unter den heutigen und zukünftigen Bedingungen?“

Dieser Artikel bricht mit der rein auf Tonnage basierenden Betrachtung. Wir analysieren die entscheidenden operativen Stellschrauben, die Sie als technischer Leiter kennen müssen. Es geht um die technischen Lösungen für die größten Herausforderungen der Binnenschifffahrt und darum, wie Sie das Binnenschiff optimal in Ihre multimodale Strategie integrieren. Wir betrachten das Schiff nicht als Endpunkt, sondern als hochspezialisiertes Glied in einer Kette, die an den Kaikanten von Häfen wie Duisburg beginnt und erst am finalen Bestimmungsort endet, sei es über die Schiene oder per Fähre nach Skandinavien.

Wie bewegen Sie 10.000 Tonnen mit einem einzigen Schubverband?

Die schiere Skalierbarkeit ist einer der fundamentalen Vorteile der Binnenschifffahrt. Während ein LKW rund 25 Tonnen fasst, sprechen wir bei Binnenschiffen von völlig anderen Dimensionen. Die Gesamtwirtschaft profitiert von dieser Kapazität: Allein im Jahr 2024 wurden laut Statistischem Bundesamt 173,8 Millionen Tonnen Güter auf deutschen Binnenwasserstraßen transportiert. Für technische Leiter ist die entscheidende Frage, wie diese Kapazität maximal ausgeschöpft werden kann. Die Antwort liegt oft im Schubverband, einer Kombination aus einem motorisierten Schubschiff und mehreren antriebslosen Leichtern (Schuten).

Ein moderner Schubverband, bestehend aus vier Leichtern, kann auf Wasserstraßen wie dem Rhein eine Tragfähigkeit von über 10.000 Tonnen erreichen. Dies entspricht der Ladung von rund 400 LKW. Eine solche Konsolidierung des Warenstroms reduziert nicht nur die Komplexität in der Disposition, sondern senkt auch den Energieverbrauch pro transportierter Tonne erheblich. Laut Branchenexperten kann ein einziges Motorgüterschiff mit einer Tragfähigkeit von 3.000 Tonnen bereits bis zu 150 Lkw ersetzen, was die verkehrliche und ökologische Effizienz unterstreicht.

Die technische Eignung geht über die reine Masse hinaus. Binnenschiffe sind für besonders schwere oder sperrige Ladungen prädestiniert. Sie können ohne Probleme Punktbelastungen von über 40 t/m² oder Stückgewichte bis zu 1.000 Tonnen bewältigen. Diese Eigenschaft ist für den Transport von großen Anlagenteilen, Transformatoren oder Baumaschinen unerlässlich, bei denen der Straßentransport an statische und regulatorische Grenzen stößt. Die Wahl eines Schubverbandes ist somit eine strategische Entscheidung für maximale Massenbewegung bei gleichzeitig hoher Flexibilität für schwere Projektladung.

Wie können neue Schiffsdesigns auch bei Niedrigwasser noch fahren?

Die größte Kapazität ist nutzlos, wenn das Schiff aufgrund von Niedrigwasser nicht fahren kann. Dieses Phänomen ist zu einem der größten operativen Risiken in der Binnenschifffahrt geworden. Die Folgen sind gravierend: Lieferketten werden unterbrochen, und Fracht muss kurzfristig und teuer auf Straße oder Schiene umdisponiert werden. Statistiken zeigen, dass der Gütertransport der Binnenschifffahrt auch nach der Pandemie mit einem -15,3% gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 zurückblieb, was teils auf die Niedrigwasserperioden zurückzuführen ist. Für einen technischen Leiter ist die Sicherstellung der ganzjährigen Lieferfähigkeit daher von höchster Priorität.

Die Antwort der Schiffbauindustrie liegt in innovativen Rumpfdesigns, die speziell für den Niedrigwasserbetrieb optimiert sind. Diese Schiffe zeichnen sich durch ein breiteres und flacheres Unterwasserschiff aus. Anstatt in die Tiefe zu gehen, wird die Tragfähigkeit durch eine größere Breite und Länge erzielt. Dies ermöglicht eine deutlich reduzierte Abladetiefe bei gleichbleibender oder nur geringfügig reduzierter Ladekapazität. Zusätzliche technische Finessen wie optimierte Anströmungen der Propeller und spezielle Düsen erhöhen den Wirkungsgrad des Antriebs auch bei geringer Wassertiefe und sichern die Manövrierfähigkeit.

Detailansicht eines speziell konstruierten Niedrigwasser-Binnenschiffs mit optimiertem Rumpfdesign

Die Investition in ein Schiff mit Niedrigwasser-Eigenschaften ist somit eine Versicherung gegen klimabedingte Ausfälle. Während konventionelle Schiffe ihre Ladung drastisch reduzieren oder den Betrieb ganz einstellen müssen, können diese Spezialschiffe weiterhin operieren. Dies schafft einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil und erhöht die Zuverlässigkeit Ihrer Logistikkette. Die Auswahl des richtigen Schiffstyps ist hierbei entscheidend, da sich die Designs je nach Einsatzgebiet stark unterscheiden.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über klassische Schiffstypen und ihre primären Einsatzgebiete, wobei moderne Niedrigwasser-Designs oft als Weiterentwicklungen dieser Klassen konzipiert sind.

Vergleich verschiedener Schiffstypen für deutsche Wasserstraßen
Schiffstyp Ladekapazität Abmessungen Einsatzgebiet
Spits 364 Tonnen 38,70 x 5,05 m Kleine Binnenwasserstraßen
Kempenaar 600-680 Tonnen Verschiedene Größen Kempenkanäle
Europaschiff 1550 Tonnen Standard Hauptwasserstraßen
Rhein-Herne-Kanal Schiff Variabel 80 x 9,50 m Niedrige Brücken

Ihre Checkliste zur Bewertung der Niedrigwasser-Resilienz

  1. Routenanalyse: Identifizieren Sie die kritischen Abschnitte Ihrer Hauptrouten mit historisch niedrigen Pegelständen.
  2. Daten-Audit: Sammeln Sie Daten zur Abladetiefe und tatsächlichen Kapazitätsauslastung Ihrer aktuellen Flotte während der letzten Niedrigwasserperioden.
  3. Technologie-Scouting: Konfrontieren Sie Schiffseigner und Charterer mit den gesammelten Daten und fordern Sie Informationen über deren Niedrigwasser-fähige Tonnage an.
  4. Wirtschaftlichkeitsprüfung: Bewerten Sie die potenziellen Mehrkosten für Spezialtonnage im Vergleich zu den Kosten von Produktionsausfällen oder teuren Umbuchungen auf andere Verkehrsträger.
  5. Vertragsanpassung: Integrieren Sie Klauseln zur garantierten Lieferfähigkeit bei definierten Pegelständen in Ihre Frachtverträge.

Müssen Binnenschiffe bald Katalysatoren nachrüsten?

Die kurze Antwort lautet: Ja, der Druck zur Nachrüstung steigt unaufhaltsam. Neben operativen Herausforderungen wie Niedrigwasser ist die Einhaltung von Umweltauflagen die zweite große technische Aufgabe für die Binnenschifffahrt. Im Zentrum stehen die Stickoxidemissionen (NOx), für die international und national immer strengere Grenzwerte gelten. Wie Experten bestätigen, ist dies ein unumkehrbarer Trend.

Die Schifffahrt ist immer mehr von den gesetzlichen Vorschriften zu Stickstoffoxid-Emissionen (NOx) betroffen, welche schrittweise von der IMO (Internationale Seeschifffahrts-Organisation) oder auf nationaler Ebene umgesetzt werden.

– Yara Deutschland, SCR-Technologie und Harnstofflösungen für Schiffsmotoren

Die Schlüsseltechnologie zur Einhaltung dieser Grenzwerte ist die Selektive Katalytische Reduktion, kurz SCR. Dabei wird eine Harnstofflösung (bekannt als AdBlue) in den Abgasstrom eingespritzt. Im SCR-Katalysator reagiert diese Lösung mit den Stickoxiden und wandelt sie in harmlosen Stickstoff und Wasser um. Moderne SCR-Systeme sind extrem effektiv und ermöglichen eine NOx-Reduktion von über 90 %. Sie sind der technische Standard, um die Grenzwerte der Emissionsstufen IMO Tier III oder der europäischen Stufe V zu erreichen.

Für Sie als technischen Leiter bedeutet dies, dass die Emissionsklasse eines Schiffes zu einem entscheidenden Auswahlkriterium wird. Ein Schiff ohne moderne Abgasnachbehandlung könnte in Zukunft von bestimmten Routen ausgeschlossen werden oder mit höheren Abgaben belegt werden. Ein eindrucksvolles Praxisbeispiel zeigt die Wirksamkeit der Nachrüstung.

Praxisbeispiel: Nachrüstung des MS Amadea mit SCR-System

Die Motoren des Kreuzfahrtschiffes MS Amadea, ursprünglich als Tier 0 eingestuft, wurden mit einer SCR-Lösung von MAN nachgerüstet. Das Ergebnis: Die Motoren erreichen nun das Niveau von Tier III. Laut einer Analyse werden die NOx-Emissionen um 90 Prozent gesenkt. Dies führt zu einer jährlichen Reduktion von 600 Tonnen NOx, was dem Ausstoß von etwa 1,4 Millionen modernen PKW in Deutschland entspricht. Dieses Beispiel demonstriert die massive Wirkung, die eine gezielte technische Nachrüstung haben kann.

Die Frage ist also nicht mehr ob, sondern wann und wie die Flotte umgerüstet wird. Bei der Auswahl von Frachtpartnern und Schiffen ist die vorhandene oder geplante SCR-Technologie ein klares Indiz für die Zukunftsfähigkeit und rechtliche Konformität des eingesetzten Materials.

Wie schützen Sie nässeempfindliches Getreide auf dem Schiff?

Neben den äußeren Rahmenbedingungen wie Wasserstand und Emissionen ist die Kompatibilität des Schiffes mit der spezifischen Ladung ein Kernaspekt. Nässeempfindliche Schüttgüter wie Getreide, Futtermittel oder Düngemittel stellen hohe technische Anforderungen an den Laderaum. Diese Güter machen einen erheblichen Teil der Fracht aus; so waren laut Destatis im Jahr 2024 rund 54,0 % der transportierten Güter trockene Massengüter. Ein Eindringen von Feuchtigkeit kann die gesamte Ladung unbrauchbar machen und zu enormen finanziellen Verlusten führen.

Das entscheidende Bauteil zum Schutz der Ladung ist das Lukendeckelsystem. Moderne Binnenschiffe verfügen über hochentwickelte, oft hydraulisch oder elektrisch betriebene Abdeckungen, die eine nahezu hermetische Abdichtung des Laderaums gewährleisten. Es gibt verschiedene Systeme, von einfachen Schiebeluken bis hin zu komplexen Falt- oder „Piggy-Back“-Systemen, bei denen die Deckel übereinander gestapelt werden, um den Laderaum komplett freizugeben. Die Wahl des Systems hängt von der Umschlagstechnik im Hafen und der Art der Ladung ab. Für empfindliche Güter sind Systeme mit robusten, umlaufenden Gummidichtungen und einem effektiven Wasserablaufsystem unerlässlich.

Weitwinkelaufnahme eines Binnenschiffs mit geschlossenen Lukendeckeln zum Schutz der Getreideladung

Die Verantwortung für den Schutz der Ladung endet jedoch nicht beim Schiffseigner. Als Verlader müssen Sie sicherstellen, dass der Spediteur und die Schiffsführung exakt über die Eigenschaften des Schüttguts informiert sind. Dazu gehören nicht nur die Korngröße und die Schüttdichte, sondern vor allem die Feuchtigkeitsempfindlichkeit. Eine klare Kommunikation der Anforderungen ist die Grundlage für eine sichere Beförderung. Überprüfen Sie bei der Anmietung von Schiffsraum den Zustand der Luken und Dichtungen und bestehen Sie auf einem Schiff, dessen Laderäume für Ihre spezifische Ladung geeignet, sauber und trocken sind.

Wie hilft das elektronische Fahrtenbuch bei der Kontrolle?

Effiziente Kontrolle und lückenlose Dokumentation sind das Rückgrat jeder professionellen Logistik. In der Binnenschifffahrt gewinnt die Digitalisierung hier zunehmend an Bedeutung. Das elektronische Fahrtenbuch (e-Fahrtenbuch) ist dabei ein zentrales Instrument, das weit über die reine Erfassung von Fahrtzeiten hinausgeht. Es dient als digitale Schnittstelle zur Übermittlung von Ladungsdaten, zur Einhaltung von Ruhezeiten der Besatzung und zur Kommunikation mit Behörden und Wasserstraßenverwaltungen.

Für einen technischen Leiter bietet das e-Fahrtenbuch eine transparente Datengrundlage für die operative Steuerung. Es ermöglicht die Echtzeit-Verfolgung der Schiffsposition (Tracking & Tracing), die Überwachung von Ankunftszeiten (ETA) und die Dokumentation von unvorhergesehenen Ereignissen wie Wartezeiten an Schleusen oder witterungsbedingten Unterbrechungen. Diese Daten sind essenziell, um die Effizienz der gesamten Lieferkette zu bewerten und die Kapazitätsauslastung an den intermodalen Schnittstellen, wie z.B. bei der Bereitstellung von LKW im Zielhafen, zu optimieren. Die Digitalisierung geht sogar noch weiter: Im Jahr 2024 hat in Duisburg die erste Zentrale für ferngesteuerte Binnenschiffe in Deutschland eröffnet, was die Potenziale für eine noch präzisere Steuerung und Kontrolle aufzeigt.

Ein weiterer Aspekt der Kontrolle betrifft die Flottenstruktur. Ein signifikanter Teil der auf deutschen Wasserstraßen verkehrenden Tonnage fährt nicht unter deutscher Flagge. Im Jahr 2024 wurden beispielsweise 56,0 % des Transportaufkommens von Schiffen unter niederländischer Flagge erbracht. Dies unterstreicht die Internationalität des Geschäfts und die Notwendigkeit standardisierter, digitaler Kontrollsysteme, die über Landesgrenzen hinweg funktionieren. Ein elektronisches Fahrtenbuch, das mit europäischen Standards wie dem River Information Services (RIS) kompatibel ist, stellt sicher, dass alle relevanten Akteure – vom Verlader über den Eigner bis zur Behörde – auf eine einheitliche und verlässliche Datenbasis zugreifen können.

Lohnt sich die Nachrüstung von SCR-Kats, um eine Mautklasse besser zu werden?

Während die Notwendigkeit der Emissionsreduktion unbestritten ist, stellt sich für Schiffseigner und damit indirekt auch für Sie als Verlader die Frage nach der Wirtschaftlichkeit einer SCR-Nachrüstung. Die Investition ist erheblich und muss sich operativ und finanziell rechtfertigen. Die Logik ähnelt der LKW-Maut: Sauberere Fahrzeuge zahlen niedrigere Gebühren. In der Binnenschifffahrt manifestiert sich dieser Vorteil durch potenziell geringere Hafengebühren, eine bevorzugte Behandlung bei der Vergabe von Liegeplätzen oder die Erfüllung von „Green Shipping“-Anforderungen großer Industriekunden.

Eine Nachrüstung ist ein technisches Projekt, das eine genaue Analyse der Gegebenheiten an Bord erfordert. Zu den Kernkomponenten gehören neben dem eigentlichen SCR-Katalysator ein AdBlue-Tank, eine Fördereinheit und eine komplexe Steuerung, die in das Motormanagement integriert werden muss. Die Herausforderung besteht oft darin, den notwendigen Platz für diese Komponenten auf einem bereits voll ausgebauten Schiff zu finden. Seriöse Anbieter wie MWM analysieren daher im Vorfeld die baulichen Gegebenheiten und planen die Installation detailliert, um die Stillstandzeit des Schiffes zu minimieren. Eine solche professionelle Umrüstung kann oft innerhalb kurzer Zeit erfolgen und begrenzt den Ausfall auf ein Minimum.

Die Amortisation der Investition erfolgt über mehrere Wege. Zum einen sichert die Nachrüstung die langfristige Einsatzfähigkeit des Schiffes und schützt vor drohenden Fahrverboten oder Strafabgaben. Zum anderen kann eine bessere Emissionsklasse ein handfester Wettbewerbsvorteil bei Ausschreibungen sein. Angesichts geplanter Bundesinvestitionen in Höhe von 725 Millionen Euro in deutsche Wasserstraßen im Jahr 2024 ist davon auszugehen, dass ökologische Kriterien bei der Nutzung dieser Infrastruktur eine immer größere Rolle spielen werden. Die Entscheidung für oder gegen einen Frachtpartner mit einer nachgerüsteten Flotte ist somit eine strategische Entscheidung über die Zukunfts- und Kostensicherheit Ihrer Transporte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Skalierbarkeit von Schubverbänden bietet unübertroffene Kapazitäten für den Massenguttransport, die weit über die von LKW oder Bahn hinausgehen.
  • Technische Innovationen wie Niedrigwasser-Rumpfdesigns und SCR-Katalysatoren sind entscheidend, um die Betriebssicherheit gegenüber klimatischen und regulatorischen Risiken zu gewährleisten.
  • Die wahre Transporteffizienz entsteht erst durch die nahtlose Integration des Binnenschiffs in die gesamte intermodale Kette, einschließlich der Schnittstellen zu Schiene und Fähre.

Welcher Waggontyp minimiert Ihre Be- und Entladezeiten?

Die Effizienz eines Binnenschiffstransports endet nicht an der Kaikante. Der Umschlag im Hafen ist eine der kritischsten Phasen, in der Zeit und Geld gewonnen oder verloren werden können. Die schnellste Schiffsreise ist wertlos, wenn die Ladung tagelang auf die Weiterverladung per Bahn warten muss. Die Betrachtung der intermodalen Schnittstelle ist daher unerlässlich. Binnenhäfen wie der Duisburger Hafen, der 2023 rund 41,5 Millionen Tonnen Fracht umschlug, sind hochkomplexe Logistikdrehscheiben, in denen die Synchronisation der Verkehrsträger entscheidend ist.

Die Wahl des richtigen Eisenbahnwaggons für den Weitertransport ist dabei ein oft unterschätzter Hebel zur Effizienzsteigerung. Für Schüttgüter gibt es eine Vielzahl von Spezialwaggons, deren Design direkten Einfluss auf die Be- und Entladezeiten hat:

  • Offene Güterwagen (E-Wagen): Der Standard für witterungsunempfindliche Güter wie Kohle oder Erze. Sie werden einfach von oben mit Kran oder Förderband beladen.
  • Selbstentladewagen (F-Wagen): Ideal für schnelle Entladung durch Schwerkraft über seitliche Klappen oder Bodenöffnungen. Sie reduzieren die benötigte Zeit und das Personal am Zielort erheblich.
  • Wagen mit öffnungsfähigem Dach (T-Wagen): Sie kombinieren den Schutz vor Witterung (wie bei einem gedeckten Wagen) mit der Möglichkeit einer schnellen Beladung von oben, ideal für nässeempfindliches Schüttgut.

Die Abstimmung des Waggontyps auf die im Hafen verfügbare Umschlagstechnik und die Eigenschaften des Schüttguts kann die Verweildauer der Fracht im Hafen drastisch reduzieren. Dies gilt insbesondere auch für den Containerverkehr. Obwohl sein Anteil in der Binnenschifffahrt 2024 bei nur 9,6 % lag, ist die Effizienz hier von größter Bedeutung. Die Verwendung der richtigen Containerchassis und die schnelle Verfügbarkeit von Reach-Stackern oder Portalkränen sind entscheidend. Die Optimierung des Umschlags ist eine gemeinsame Aufgabe von Verlader, Reederei, Hafenbetreiber und Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Wie optimieren Sie die Fährbuchung für Ihre LKW-Trailer nach Skandinavien oder UK?

Die Binnenschifffahrt ist nicht für jede Relation die optimale Lösung. Für zeitkritische Transporte oder für Destinationen, die nicht direkt über das Wasserstraßennetz erreichbar sind, wie Skandinavien oder Großbritannien, ist der kombinierte Verkehr aus LKW und Fähre oft die bessere Alternative. Als technischer Leiter müssen Sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verkehrsträger objektiv bewerten, um für jeden Auftrag die effizienteste Route zu wählen. Der wachsende Transitverkehr, der 2024 um 13,2 % zunahm, zeigt die steigende Bedeutung dieser internationalen Relationen.

Die Entscheidung zwischen Binnenschiff und LKW/Fähre hängt von vier Hauptfaktoren ab: Kosten, Geschwindigkeit, Kapazität und Art des Gutes. Die folgende Tabelle stellt die Systeme direkt gegenüber:

Transportalternativen für internationale Routen
Kriterium Binnenschiff LKW/Fähre
Kosten Am kostengünstigsten Höhere Transportkosten
Geschwindigkeit Längere Beförderungsdauer Schneller Transport
Eignung Nicht zeitsensible Güter Zeitkritische Transporte
Kapazität Große Mengen möglich Begrenzte Ladekapazität

Die Optimierung der Fährbuchung für LKW-Trailer erfordert eine andere Herangehensweise als die Charterung eines Binnenschiffs. Hier geht es um Flexibilität und Frequenz. Eine strategische Partnerschaft mit einer Spedition, die über feste Kontingente bei mehreren Fährgesellschaften verfügt, ist entscheidend. Dies sichert auch in Spitzenzeiten die Verfügbarkeit von Stellplätzen. Zudem ermöglichen digitale Buchungsplattformen eine flexible und kurzfristige Disposition. Der Schlüssel liegt in der Bündelung von Volumen und der Nutzung von Rahmenverträgen, um wettbewerbsfähige Raten und Priorität bei der Verladung zu erhalten.

Letztendlich ist die Wahl des Verkehrsträgers eine Frage der strategischen Abwägung. Für große, nicht-zeitkritische Mengenströme in das europäische Hinterland bleibt das Binnenschiff unschlagbar. Für schnelle, flexible Lieferungen zu Zielen jenseits der Binnenwasserstraßen ist die Kombination aus LKW und Fähre die logische Wahl. Eine optimale Logistikstrategie nutzt beide Systeme dort, wo sie ihre Stärken am besten ausspielen können.

Um Ihre Schüttgut-Logistik zukunftssicher und maximal effizient aufzustellen, ist eine detaillierte Analyse Ihrer spezifischen Transportketten unumgänglich. Bewerten Sie Ihre Routen, Frachtpartner und intermodalen Schnittstellen auf Basis der hier diskutierten technischen und operativen Kriterien.

Geschrieben von Thomas Kowalski, Senior Fuhrparkmanager und Speditionskaufmann mit 25 Jahren Erfahrung in der internationalen Logistik und Schwerlastverkehr. Experte für LKW-Technik, Transportrecht und Flotteneffizienz.