
Der Einstieg in den deutschen Motorsport scheitert nicht am Geld, sondern an falschen Prioritäten und mangelndem Wissen über die cleversten ersten Schritte.
- Investiere zuerst in deine Fähigkeiten (Sim-Racing, Kart, Slalom) statt sofort in teures Material, um eine hohe „Sitzzeit-Rendite“ zu erzielen.
- Eine komplette Saison im Einsteiger-Cup ist finanzierbar, wenn du Kosten clever managst und auf „Arrive-and-Drive“-Angebote setzt.
Empfehlung: Beginne mit lizenzfreien Trackdays oder einem Clubslalom bei deinem lokalen Automobilclub. Das ist der günstigste und effektivste Weg, um maximale Lernerfahrung für dein Geld zu bekommen und das Limit eines Fahrzeugs legal zu erfahren.
Du stehst am Wochenende an der Nordschleife, spürst das Grollen der GT3-Boliden im Brustkorb und denkst dir: „Das will ich auch.“ Doch sofort schießt der zweite Gedanke hinterher: „Unbezahlbar. Nur für Superreiche.“ Dieser Gedanke ist die größte Hürde im deutschen Motorsport – und er ist, so wie er da steht, falsch. Ich bin selbst als Amateur im Rennsport aktiv und kann dir sagen: Der Weg ins Cockpit ist kein Lottogewinn, sondern das Ergebnis einer klugen Strategie. Es geht nicht darum, Unsummen auszugeben, sondern jeden Euro in maximale „Sitzzeit-Rendite“ zu investieren – also in die reine Fahrzeit, in der du am meisten lernst.
Die meisten Ratgeber sagen dir, du sollst mit Kartfahren anfangen oder direkt einen teuren Rennfahrer-Lehrgang buchen. Das ist nicht falsch, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Die wahre Kunst liegt darin, die progressiven Stufen des Motorsports zu verstehen und dort einzusteigen, wo du für kleines Geld die wichtigsten Grundlagen der Fahrphysik und Fahrzeugbeherrschung trainierst. Es geht darum, Budget-Hebel zu erkennen: Aktivitäten, die dir für wenig Geld einen unverhältnismäßig großen Lerneffekt bringen. Vergiss den Traum vom sofortigen Start in der DTM. Der wahre, nachhaltige und bezahlbare Einstieg beginnt viel kleiner und unspektakulärer, macht aber nicht weniger Spaß.
Dieser Guide bricht mit dem Mythos des unbezahlbaren Motorsports. Wir werden nicht über das Sponsering von Millionären sprechen, sondern darüber, wie du deinen lokalen Handwerksmeister überzeugst. Wir werden nicht nur sagen, „kauf einen Helm“, sondern erklären, welcher Fehler dich bei der technischen Abnahme sofort disqualifiziert. Dieser Artikel ist dein Fahrplan, der dich vom passiven Zuschauer zum aktiven Teilnehmer macht – realistisch, pragmatisch und mit dem Wissen eines Insiders, der die gleichen Hürden genommen hat wie du.
Um dir den bestmöglichen Überblick zu verschaffen, haben wir diesen Artikel in logische Schritte unterteilt. Der folgende Inhalt führt dich von der ersten Lizenz über die realistische Kostenplanung bis hin zur Beherrschung deines Fahrzeugs im Grenzbereich.
Inhaltsverzeichnis: Dein Weg ins Cockpit – Schritt für Schritt
- Welche Lizenz brauchen Sie wirklich, um beim Slalom oder auf der Rundstrecke zu starten?
- Warum kostet eine Saison im „günstigen“ Cup trotzdem so viel wie ein Mittelklassewagen?
- Kartbahn oder Rennauto: Wo lernen Sie die Grundlagen der Fahrphysik schneller und günstiger?
- Der Fehler beim Helmkauf, der Sie bei der technischen Abnahme sofort disqualifiziert
- Wie finden Sie lokale Sponsoren, wenn Sie noch keine Pokale vorweisen können?
- Warum drehen Sie sich beim ersten Drift-Versuch immer und wie fangen Sie das Auto ab?
- Wie üben Sie das Bremsen in Schräglage, um dem System im Notfall blind zu vertrauen?
- Wie lernen Sie, Ihr Auto im Grenzbereich so sicher zu beherrschen wie ein Profi?
Welche Lizenz brauchen Sie wirklich, um beim Slalom oder auf der Rundstrecke zu starten?
Die Lizenzfrage wirkt oft wie eine unüberwindbare bürokratische Mauer. Dabei ist sie für den Einstieg viel einfacher zu lösen, als die meisten denken. Der Schlüssel ist, nicht sofort die höchste Lizenz anzustreben, sondern die, die du für die günstigste und lehrreichste Disziplin benötigst: den Clubslalom. Hierfür reicht oft eine einfache Tageslizenz, die du direkt vor Ort bekommst. Du brauchst keinen teuren Lehrgang und keine komplizierten medizinischen Untersuchungen. Für den allerersten Kontakt mit der Rennstrecke, zum Beispiel bei Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) oder touristischen Trackdays, benötigst du oft sogar gar keine Lizenz, außer deinem normalen Führerschein.
Erst wenn du dich auf der Rundstrecke in Serien wie der RCN (Rundstrecken-Challenge Nürburgring) oder der NLS (Nürburgring Langstrecken-Serie) beweisen willst, wird die Nationale A-Lizenz zur Pflicht. Diese ist mit einem obligatorischen Lehrgang und höheren Kosten verbunden. Der smarte Weg ist also ein progressiver Einstieg: Beginne lizenzfrei, hole dir die C-Lizenz für den Slalom und arbeite dich dann hoch, wenn du wirklich sicher bist, dass die Rundstrecke dein Zuhause werden soll. Alles andere ist eine Fehlinvestition von Zeit und Geld.
Die folgende Tabelle gibt dir einen klaren Überblick über die gängigsten Einstiegslizenzen in Deutschland und zeigt, wie niedrig die Hürden wirklich sind, wie eine detaillierte Analyse der Einstiegsmöglichkeiten bestätigt.
| Lizenztyp | Kosten | Einsatzbereich | Voraussetzungen |
|---|---|---|---|
| DMSB C-Lizenz | 23 EUR | Clubslalom | Führerschein, vor Ort erhältlich |
| Race Card Amateur | 100 EUR | Amateur-Rundstrecke | Ärztliches Attest |
| Nationale A-Lizenz | 200-300 EUR | RCN, NLS | Lehrgang erforderlich |
| Lizenzfrei | 0 EUR | Trackdays, GLP | Nur Führerschein |
Dieser gestaffelte Ansatz schont nicht nur dein Budget, sondern stellt auch sicher, dass du dich nicht überforderst und die Freude am Fahren im Vordergrund bleibt.
Warum kostet eine Saison im „günstigen“ Cup trotzdem so viel wie ein Mittelklassewagen?
Die ehrliche Antwort: Motorsport ist nicht billig, aber die Kosten sind beherrschbar, wenn man sie versteht. Wenn du von einer Saison für den Preis eines Mittelklassewagens hörst, sind darin nicht nur das Nenngeld für die Rennen enthalten. Die größten Posten sind oft unsichtbar: Verschleißteile (Reifen, Bremsen), Transport des Fahrzeugs, Versicherung, Reparaturen und die Betreuung durch das Team. Ein Satz Slicks kann je nach Serie schnell 1.000 € kosten und hält vielleicht ein Rennwochenende. Ein kleiner Ausrutscher ins Kiesbett kann schnell eine neue Stoßstange und einen Kühler bedeuten.
Deshalb ist der „Arrive and Drive“-Ansatz für Einsteiger oft der cleverste Budget-Hebel. Hier mietest du einen Fahrerplatz in einem bestehenden Team. Du zahlst einen Fixpreis und das Team kümmert sich um alles – vom Transport über die Wartung bis zum Benzin. Das Risiko unvorhergesehener Reparaturkosten liegt beim Team. So lässt sich laut einer Analyse von MotorsportMarkt.de eine ganze Saison im populären BMW 318ti Cup bereits für Kosten ab 15.000 Euro bestreiten. Das ist immer noch viel Geld, aber es ist planbar und transparent.
Programme wie „Be a Racer“, eine Kooperation von GEDLICH Racing und Sorg Rennsport, bieten sogar noch kleinteiligere Pakete. Hier kannst du ein Paket aus einem Trackday mit intensivem Coaching auf der Nordschleife und einem anschließenden RCN-Lauf für rund 5.750 € buchen – Fahrzeug, Betreuung und alle Nebenkosten inklusive. Das ist der perfekte Weg, um in den Rundstreckensport hineinzuschnuppern, ohne direkt ein Auto kaufen und ein ganzes Team aufbauen zu müssen. Du kaufst dir planbare Sitzzeit-Rendite.
Am Ende geht es darum, eine realistische Einschätzung zu haben. Wer glaubt, für 2.000 € eine ganze Saison auf der Rundstrecke fahren zu können, wird enttäuscht. Wer aber bereit ist, klug zu investieren, findet bezahlbare und extrem lohnende Wege ins Cockpit.
Kartbahn oder Rennauto: Wo lernen Sie die Grundlagen der Fahrphysik schneller und günstiger?
Die Frage ist nicht „entweder/oder“, sondern „in welcher Reihenfolge“. Die Antwort für den budgetbewussten Einsteiger ist ein klarer progressiver Einstieg. Jede Disziplin schult unterschiedliche Fähigkeiten, und die Kunst besteht darin, sie so zu kombinieren, dass du das meiste für dein Geld lernst. Zuerst das theoretische Fundament, dann die physische Erfahrung, und erst dann der Transfer ins richtige Rennauto. Dieser Weg minimiert das finanzielle Risiko und maximiert die Lernkurve.
Die höchste Sitzzeit-Rendite für die absoluten Grundlagen der Fahrphysik – Lastwechsel, Grip-Verhältnisse, Lenkpräzision – bietet ohne Zweifel der Kartsport. Ein Leihkart kostet fast nichts und die direkten, ungefilterten Rückmeldungen sind unbezahlbar. Parallel dazu ist ein gutes Sim-Racing-Setup ein unschlagbarer Budget-Hebel. Für eine einmalige Investition kannst du risikofrei jede Rennstrecke der Welt lernen, die Ideallinie verinnerlichen und sogar erste Erfahrungen im Zweikampf sammeln. Erst wenn diese Grundlagen sitzen, macht der Wechsel in ein richtiges Auto für den Clubslalom oder einen Trackday Sinn.

Wie die Gegenüberstellung zeigt, hat jede Option ihren Platz auf dem Weg zum Rennfahrer. Die folgende Tabelle bricht die Kosten und den Lerneffekt der verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten herunter und verdeutlicht, warum die Kombination der Disziplinen so effektiv ist.
| Option | Einstiegskosten | Laufende Kosten | Lerneffekt |
|---|---|---|---|
| Leihkart | 0 EUR | 30-50 EUR/Session | Grundlagen Fahrphysik |
| Eigenes Kart | 2.500-5.000 EUR | 200-500 EUR/Monat | Racecraft, Grenzbereich |
| Sim-Racing Setup | 1.500-3.000 EUR | 50 EUR/Monat | Streckenkenntnisse, Linienwahl |
| Clubslalom Auto | 3.000-8.000 EUR | 100 EUR/Event | Fahrzeugbeherrschung |
Wer diesen dreistufigen Weg (Sim -> Kart -> Auto) geht, kommt nicht nur günstiger, sondern auch besser vorbereitet auf der echten Rennstrecke an.
Der Fehler beim Helmkauf, der Sie bei der technischen Abnahme sofort disqualifiziert
Bei der Sicherheitsausrüstung gibt es keinen Spielraum für Sparmaßnahmen. Ein billiger oder falscher Helm ist nicht nur gefährlich, er führt auch unweigerlich zur Disqualifikation, bevor du überhaupt einen Meter gefahren bist. Der häufigste und teuerste Fehler ist der Kauf eines Helms ohne die korrekte und gültige FIA-Homologation. Ein Motorradhelm oder ein Helm mit einer veralteten Norm ist im Automobilsport wertlos. Achte unbedingt auf den Aufkleber mit der Norm FIA 8859-2015 oder der noch höheren 8860-2018.
Der zweite kritische Punkt sind die HANS-Clips. Für fast alle Rundstrecken-Veranstaltungen in Deutschland (RCN, NLS, etc.) ist ein Head-And-Neck-Support-System (HANS) vorgeschrieben. Dein Helm muss also über die entsprechenden Befestigungsclips verfügen. Kaufe am besten einen Helm, bei dem diese bereits vorinstalliert sind. Ein Nachrüsten ist zwar möglich, aber oft kompliziert und nicht bei jedem Modell erlaubt. Ein FIA-zugelassener Helm mit HANS-Clips kostet zwischen 500 und 2.000 Euro – eine Investition, bei der du nicht am falschen Ende sparen darfst.
Zuletzt die 10-Jahres-Regel: Ein Helm ist laut FIA-Reglement ab seinem Produktionsdatum maximal 10 Jahre lang gültig. Kaufe niemals einen gebrauchten Helm, da du sein Alter oft nicht kennst und unsichtbare Vorschäden (z.B. durch einen Sturz vom Tisch) die Schutzwirkung zunichtemachen können. Gehe immer zu einem Fachhändler wie Sandtler, ISA-Racing oder Stand21. Die Beratung dort ist Gold wert und bewahrt dich vor einem teuren Fehlkauf.
Checkliste für den regelkonformen Helmkauf: So bestehst du die technische Abnahme
- FIA-Homologation prüfen: Der Helm muss einen gültigen FIA 8859-2015 oder 8860-2018 Aufkleber im Inneren haben. Alles andere wird nicht akzeptiert.
- Auf HANS-Clips achten: Für Rundstreckenrennen sind vorinstallierte HANS-Clips Pflicht. Stelle sicher, dass sie vorhanden und fest montiert sind.
- Die 10-Jahres-Regel beachten: Überprüfe das Produktionsdatum auf dem Helm. Er darf nicht älter als 10 Jahre sein, um bei offiziellen Rennen zugelassen zu werden.
- Nur bei Fachhändlern kaufen: Profitiere von der professionellen Beratung bei spezialisierten Motorsport-Ausrüstern, um Passform und Konformität sicherzustellen.
- Gebrauchtkäufe vermeiden: Kaufe niemals einen gebrauchten Helm. Du kennst seine Geschichte nicht und unsichtbare Schäden können ein massives Sicherheitsrisiko darstellen.
Ein korrekter Helm ist deine Eintrittskarte in den Motorsport. Hier zu investieren bedeutet, in deine eigene Sicherheit und die problemlose Teilnahme an Veranstaltungen zu investieren.
Wie finden Sie lokale Sponsoren, wenn Sie noch keine Pokale vorweisen können?
Vergiss die Vorstellung, als Anfänger einen großen Konzern als Sponsor zu gewinnen. Dein Jagdrevier ist lokal. Deine Zielgruppe sind nicht Marketing-Manager, sondern der selbstständige Handwerksmeister, der Autohändler um die Ecke oder der Inhaber der lokalen Druckerei. Diese Menschen haben oft selbst eine hohe Affinität zum Motorsport und sind für unkonventionelle Ideen empfänglicher als Konzerne. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, nicht um Geld zu betteln, sondern eine clevere Gegenleistung anzubieten, die für den Sponsor einen echten, emotionalen Wert hat.
Statt nach 1.000 € zu fragen, biete Sach-Sponsoring an. Frage die Werkstatt nicht nach Geld, sondern nach einer kostenlosen Inspektion. Frage den Reifenhändler nicht nach Geld, sondern nach einem Satz Reifen. Frage die Druckerei nicht nach Geld, sondern nach der Folierung für dein Auto. Der Wert ist derselbe, aber die Hemmschwelle für den Sponsor ist viel geringer, da kein direktes Geld fließt. Biete im Gegenzug Erlebnisse an: Eine Renntaxi-Fahrt für den besten Mitarbeiter des Jahres, die Ausstellung deines Rennwagens auf der lokalen Gewerbeschau als Publikumsmagnet oder exklusive Social-Media-Posts, die den Sponsor als Förderer des lokalen Sports positionieren.

Es geht darum, eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu schaffen. Du bietest eine emotionale, greifbare Werbeplattform, und der Sponsor unterstützt dich mit den Mitteln, die ihm am leichtesten fallen. Diese Strategie der kleinen, aber smarten Pakete ist für Einsteiger ohne große Erfolge weitaus vielversprechender.
Fallstudie: Die Handwerker-Strategie für lokales Sponsoring
Ein Amateurfahrer aus der Eifel wollte in die RCN einsteigen, hatte aber ein begrenztes Budget. Statt große Firmen anzuschreiben, konzentrierte er sich auf sein lokales Netzwerk. Er überzeugte einen Heizungsbauer, dessen Leidenschaft alte BMWs waren, indem er ihm anbot, sein Logo prominent auf einem BMW 325i zu platzieren und ihn zu einem Trackday als VIP-Gast mitzunehmen. Einen Reifenhändler überzeugte er mit dem Angebot, dessen Logo im Gegenzug für zwei Reifensätze pro Saison auf den Kotflügeln zu präsentieren. Eine kleine, lokale Werbeagentur übernahm die Folierung im Austausch für Social-Media-Content vom Rennwochenende. Am Ende hatte der Fahrer eine Budget-Entlastung von mehreren tausend Euro, ohne eine einzige direkte Geldanfrage gestellt zu haben.
Dein Wert als Amateur-Sponsoringpartner liegt nicht in der TV-Reichweite, sondern in der Authentizität und der direkten, emotionalen Verknüpfung mit der lokalen Gemeinschaft.
Warum drehen Sie sich beim ersten Drift-Versuch immer und wie fangen Sie das Auto ab?
Der klassische Anfängerfehler beim ersten Drift-Versuch ist nicht das Einleiten des Drifts, sondern die Reaktion darauf. Das Heck bricht aus, du lenkst hektisch gegen und in dem Moment, wo das Auto wieder Grip aufbaut, schlägt es durch das zu späte oder abrupte Zurücklenken der Vorderräder unkontrollierbar in die andere Richtung aus. Dieses Phänomen nennt man „Überpendeln“ oder Gegenpendler, und es ist der häufigste Grund für einen Dreher. Das Geheimnis liegt nicht in blitzschnellen, sondern in flüssigen und vor allem vorausschauenden Lenkbewegungen.
Das Muskelgedächtnis dafür trainierst du am sichersten und günstigsten nicht auf der Straße, sondern auf einer bewässerten Fläche. Spezielle Drifttrainings, wie sie von den ADAC Fahrsicherheitszentren angeboten werden, sind hierfür ideal. Auf der Gleitfläche kannst du das Abfangen eines ausbrechenden Hecks bei niedrigen Geschwindigkeiten risikofrei üben, bis die Reaktion vom Kopf ins Rückenmark übergeht. Laut einer Information des ADAC ist es oft sogar möglich, für nur 23 Euro vor Ort eine DMSB-Lizenz zu erwerben, die dann ein ganzes Jahr gültig ist. Dies ist eine unschlagbare Investition in deine Fahrzeugbeherrschung.
Der zweite Budget-Hebel ist erneut das Sim-Racing. Mit einem Einsteiger-Hecktriebler wie einem virtuellen Mazda MX-5 in Assetto Corsa kannst du das Gefühl für das Übersteuern und das richtige Timing beim Gegenlenken tausendfach wiederholen, ohne einen einzigen Reifen zu verschleißen. Beginne mit kleinen „Donuts“ auf einer freien Fläche und steigere dich langsam zu kontrollierten Drifts durch Kurven. Die Kombination aus sicherem Real-Training und unbegrenztem virtuellem Training ist der schnellste Weg, um vom Passagier zum Meister deines Fahrzeugs zu werden.
Geduld ist hierbei entscheidend. Erwarte keine perfekten Drifts am ersten Tag. Es geht darum, das Auto zu spüren, seine Reaktionen zu lernen und eine flüssige Einheit mit ihm zu bilden.
Wie üben Sie das Bremsen in Schräglage, um dem System im Notfall blind zu vertrauen?
Das Bremsen in der Kurve, auch bekannt als „Trail-Braking“, ist eine der Königsdisziplinen der Fahrtechnik. Es trennt die Amateure von den Profis. Die meisten lernen: erst bremsen, dann einlenken. Trail-Braking bedeutet, den Bremsdruck sanft in die Kurve hinein zu „schleppen“, um die Front des Autos zu belasten und so mehr Grip auf den Vorderrädern zu halten. Das ermöglicht höhere Kurvengeschwindigkeiten und eine stabilere Fahrzeugbalance. Doch wer es falsch macht, riskiert ein blockierendes Vorderrad oder ein abrupt ausbrechendes Heck.
Das Vertrauen in diese Technik baust du nicht an einem Rennwochenende auf, sondern schrittweise. Die erste Stufe ist wieder der Simulator. In Simulationen wie iRacing oder Assetto Corsa Competizione kannst du das feine Zusammenspiel von Bremse und Lenkung ohne Risiko erlernen. Spüre, wie sich die Fahrzeugbalance verändert, wenn du den Bremsdruck zu schnell oder zu langsam löst. Die zweite Stufe ist ein Fahrsicherheitstraining, zum Beispiel beim ADAC. Die Sektion „Bremsen in der Kurve“ ist genau dafür ausgelegt. Hier lernst du das spezifische Verhalten deines eigenen Autos kennen.
Ein entscheidender Punkt, den viele Anfänger übersehen: Das ABS deines Straßenautos ist oft der größte Feind beim Trail-Braking. Es ist darauf ausgelegt, bei einer Vollbremsung auf gerader Strecke die maximale Verzögerung zu gewährleisten. In Schräglage kann es durch die komplexen Kräfte irritiert werden und unvorhersehbar regeln, was zu einem plötzlichen Verlust der Kontrolle führen kann. Rennwagen haben entweder ein spezielles Renn-ABS, das für diese Manöver ausgelegt ist, oder gar keins. Deshalb ist es so wichtig, das Verhalten deines spezifischen Fahrzeugs auf abgesperrtem Gelände kennenzulernen, bevor du es auf der Rennstrecke im Grenzbereich versuchst.
Tastest du dich langsam an diese Technik heran, wird sie zu einem mächtigen Werkzeug, das dir nicht nur schnellere Rundenzeiten, sondern auch mehr Sicherheit in unvorhergesehenen Situationen gibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Intelligent investieren: Der Motorsport-Einstieg ist keine Frage des Geldes, sondern der richtigen Strategie. Konzentriere dich auf Aktivitäten mit hoher „Sitzzeit-Rendite“ wie Clubslalom und Kartfahren.
- Progressiver Einstieg: Beginne mit dem Günstigsten und Sichersten (Sim-Racing, Slalom) und arbeite dich schrittweise zu teureren Disziplinen wie Rundstreckenrennen hoch.
- Sicherheit hat Vorrang: Spare niemals bei der persönlichen Sicherheitsausrüstung. Ein regelkonformer Helm (FIA-Norm, HANS-Clips) ist eine nicht verhandelbare Investition.
Wie lernen Sie, Ihr Auto im Grenzbereich so sicher zu beherrschen wie ein Profi?
Die Beherrschung eines Autos im Grenzbereich ist kein angeborenes Talent, sondern das Ergebnis von hunderten, wenn nicht tausenden Wiederholungen. Profis wirken deshalb so souverän, weil sie jede erdenkliche Reaktion ihres Fahrzeugs schon einmal erlebt haben. Dein Ziel als Amateur muss es sein, möglichst viel Erfahrung in diesem Grenzbereich zu sammeln – und das so sicher und kostengünstig wie möglich. Der absolute Geheimtipp hierfür ist der Clubslalom. Auf einem mit Pylonen abgesteckten Kurs fährst du gegen die Zeit. Die Geschwindigkeiten sind relativ gering, aber du bist permanent am Limit von Grip und Fahrzeugbalance.
Eine Saison im Slalom kostet oft nur 50-100 € pro Veranstaltung und bietet mehr Lernmomente über das Limit deines Autos als mehrere teure Trackdays zusammen. Du lernst, das Gewicht des Autos gezielt einzusetzen (Lastwechsel), präzise zu lenken und die Reaktionen des Fahrwerks zu lesen. Ein weiterer unschätzbarer Budget-Hebel ist die Tätigkeit als Streckenposten (Marshal). Du bist hautnah am Geschehen, siehst hunderte verschiedene Autos und Fahrer im Grenzbereich und lernst durch reines Beobachten unglaublich viel über die richtige und falsche Linienwahl. Zudem knüpfst du wertvolle Kontakte in der Szene – und das alles kostet dich keinen Cent.

Die ultimative Beherrschung kommt aus der Kombination all dieser Elemente: Das theoretische Verständnis aus dem Simulator, die physischen Grundlagen aus dem Kartsport, die Fahrzeugbeherrschung aus dem Slalom und das taktische Verständnis vom Posten an der Strecke. Jeder dieser Schritte baut auf dem vorherigen auf und macht dich zu einem kompletteren und sichereren Fahrer. Der Profi unterscheidet sich vom Amateur nicht durch Mut, sondern durch einen riesigen Erfahrungsschatz, auf den er im Bruchteil einer Sekunde zugreifen kann.
Jetzt bist du dran. Hör auf zu träumen, informiere dich bei deinem lokalen ADAC-Ortsclub über den nächsten Slalom-Termin und spüre selbst, wie sich der Grenzbereich anfühlt. Die Rennstrecke wartet nicht ewig.